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Der Schlüssel zur Technik

Stellen wir uns einmal unser Lehrpersonal vor. Jeder steht vor einer Mauer mit einer verschlossenen Tür. Manche tragen den Schlüsselbund bei sich, andere müssen ihn zuerst aus einem Versteck zwischen den Steinen herausholen. Unsere Lehrkräfte müssen durch die Tür. Wer gibt zuerst auf?

 

Wir sind die Generation, denen das Internet in den Schoß gelegt wurde. Was nicht heißt, dass wir damit umgehen können. Oder, dass die Generationen über uns nicht damit umgehen können dürfen.

 

Immer wieder hört man Sachen wie „Man muss nachsichtig sein, mit den Alten. Man kann nicht von ihnen erwarten, dass sie sich mit Internet und Computer auseinandersetzen.“

 

Vielleicht kann man das nicht von allen alten Menschen der Welt erwarten. Aber von Lehrer:innen schon.

 

Unserer Generation wurden einige Hilfen gegeben – aber am Ende mussten wir uns doch selbst beibringen wie man bei Youtube Autoplay deaktiviert und eine erfolgreiche Google Suche durchführt.

 

Die Lehrkräfte sind um einiges älter und lebenserfahrener als wir. Sie hatten vielleicht in ihrer Jugend kein Google und kein Netflix, aber sie sind nicht so senil, dass sie nicht mehr lernen können (in diesem Fall wäre das Unterrichten nämlich eine schlechte Idee). Trotzdem haben wir Lehrkräfte, die nicht verstehen, dass sie mit der Maus von den angebotenen Links runter müssen, bevor sie klicken, wenn sie diese nicht öffnen wollen. Und natürlich werden Maus und Tastatur ganz schnell einem technikaffinen Schüler in die Hand gedrückt. (Das nicht-gendern ist übrigens Absicht. Viel zu oft heißt es noch „Ich brauche mal einen schlauen Jungen, der das für mich löst“.)

 

Das sind die Lehrkräfte, die vor einer verschlossenen Tür stehen und nicht nach dem Schlüssel suchen wollen, obwohl andere bereit sind, bei der Suche zu assistieren.

 

Und dann gibt es noch die Lehrkräfte, die auf eine wackelige Leiter klettern, um den Schlüssel zu erreichen.

 

Negative Beispiele werde ich nicht machen; Positive dürfen ruhig genannt werden.

 

Früher nutzte Herr Münzenmaier immer Folien und den Overheadprojektor. Mittlerweile spiegelt er sein Tablet oder Handy mit EZCast und zeigt uns so Zeitstrahlen oder Ereignisberichte. Das ganze Material liegt zum Nachschlagen auf Moodle bereit. An anderen Tagen werden Dokumentationen und kurze Youtube-Erklärvideos geschaut, die mindestens so hilfreich sind, wie die Texte im Geschichtsbuch. Wenn nicht mehr. Und dann kommt er eines schönen Morgens in den Unterricht und erwähnt einen Netflix-Film, den er letztens geschaut hat. Er handelt von einem historischen Ereignis und sei historisch richtig.

 

Auch Herr Münzenmaier ist in Sachen Technik nicht unfehlbar. Ab und zu müssen wir nachhelfen. Trotzdem, der Wille ist da und der Wille zählt.

 

Was ich mit diesem Beispiel bezwecken möchte? Auch alte Leute können lernen. Sie können nach dem Schlüssel greifen und eine moosbewachsene Tür aufschließen. Vielleicht brauchen sie hin und wieder jemanden, der die Leiter festhält oder das Moos zur Seite kratzt – aber es funktioniert! Man kommt hindurch. Jeder kann alles lernen, wenn er den Willen und den Mut dazu hat. Da kann man doch erwarten, dass unsere Lehrkräfte (ALLE Lehrkräfte, viele können es tatsächlich schon) die Grundlagen der Computernutzung erlernen.

 

Der Hammer sind aber wirklich solche Situationen:

 

Lehrkraft: Ich brauche einen Jungen, der den Computer mal für mich löst. *dreht sich zu einem Mädchen um* Deine Geschwister können das. Du auch? *schaut nächstes Mädchen an* Du siehst intelligent aus. Probierst du das mal?

 

Auch immer wieder schön, wenn im Unterricht richtig gegendert wird.

 

Hannah

 

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