Die Sonne schien durch das dichte Blätterdach. Vögel zwitscherten. Die Blüten, die von saftigem Gras umgeben waren, zeigten ihre wunderschönen Blüten in sanften Farben, die der Liebe selbst glichen. Das Laub raschelte auffällig, als er sich langsam durch den Wald schlich.
Seine komplette Umgebung schilderte Hoffnung und frohe Zeiten, doch in seinem Herzen spiegelte sich die dunkle Macht und das schreckliche Grauen seiner Vergangenheit wider. Der Kampf lag hinter ihm. Er musste seine momentane Situation akzeptieren. Und doch war es schwer, schwerer als gedacht. Die Schrammen und Narben auf seiner rauen Haut waren tief und würden ihn immer an diese Zeit und seine Verluste erinnern. Seine grauen, glasigen Augen schauten traurig. Hatte es sich gelohnt? All die Schmerzen, die er erlitten hatte, war dies alles umsonst, oder für diese Verluste bestimmt?
Er konnte nicht zurück. Nicht jetzt. Seufzend ließ er die Schultern sinken, setzte sich ins Moos und betrachtete trübseelig die beiden zartblauen Schmetterlinge, die vergnügt in der Luft herumflatterten. Er dachte an seine Mutter. Die Frau, die ihn durchs Leben trug und ihn stützte, wenn er keine Kraft zum Laufen mehr hatte. Ihre großen, roten Augen und die frechen Sommersprossen auf ihren Wangen waren jeden einzelnen Tag seines Lebens munter und ihre Stimme so beruhigend und vertraut, und jetzt, würde er es nie wieder zu sehen oder zu hören bekommen.
„Reiß dich jetzt zusammen“, ermahnte er sich selbst. Doch es half nicht. Die Wörter, die streng von seinen Lippen kamen, waren zu schwach, um gegen seine tiefen Emotionen anzukämpfen. Aus Trauer wurde Verzweiflung, aus Verzweiflung wurde Wut. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und in seinem Hals bildete sich ein dicker Kloß. Er versuchte an etwas Schönes zu denken und sein Blick schweifte müde umher.
Die großen, schmalen Bäume, die sich weit zum wolkenlosen Himmel hinaufstreckten, leuchteten goldbraun im Schein der aufgehenden Sonne, die neugierig durch die Blätter blinzelte. Ein tiefes Brummen drang an seine Ohren und als er seinen Kopf drehte, sah er mehrere Insekten, die in die farbigen Blüten kletterten, um kurz danach wieder herauszuschlüpfen.
Zögerlich stand er aus dem Laub auf. Schmerzen durchzuckten ihn und sein Blick fiel auf seine Wunden und Zeichen der Kämpfe, die er hinter sich gelassen hatte. Blut floss an seinen Beinen herunter. Die tiefe Fleischwunde, die er mithilfe seines Shirts umwickelt hatte, war noch nicht verheilt. All die Kräuter, die er anfangs in einen seiner vielen Hosentaschen verstaut hatte, waren seit Langem aufgebraucht und er biss seine Zähne fest zusammen, um den Schmerz und sein Leiden zu unterdrücken. Er wusste, dass er wegen seines körperlichen Zustand nicht aufbrechen könnte, doch er wollte hier nicht bleiben.
Langsam, mit vorsichtigen Schritten, machte er sich humpelnd auf den Weg. Mit einem kurzen Rückblick auf die Lichtung, mit den Blumen, umringt von den schmalen Birken, die in trockenem Laub standen, lief er weiter und ließ einen weiteren Teil seiner zerbrechlichen Vergangenheit hinter sich und er nahm sich vor, nie wieder zurückzuschauen.
Letta
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Dorian (Samstag, 12 März 2022 12:23)
Eine schöne, heilende Geschichte!