Man hat mir erzählt, dass es vor einigen Jahren manchmal so kalt wurde, dass draußen eine hohe Eisschicht lag. Die Kinder mussten nicht zur Schule, die Eltern konnten vielleicht nicht auf die Arbeit. Draußen glitzerte das Eis in der Wintersonne und das ganze Leben ging einen Schritt langsamer.
Draußen zwitschern die Vögel. Die Sonne scheint. Die ersten Blumen blühen. Wenn ein Außerirdischer, der lange Zeit die Erde und das Verhalten der Menschen beobachtet hat, jetzt hinunter kommen würde, würde ihm wahrscheinlich nicht besonders viel auffallen. Vielleicht würde er sehen, wie die Leute mehr Abstand zueinander halten. Vielleicht würde er den schwachen Geruch der Furch wahrnehmen. Vielleicht aber auch nicht.
Die Erde erwacht und wir verstecken uns in unseren Häusern. Ab morgen soll sogar Ausgangssperre gelten. Den Grund kennen wir alle: Corona-Virus.
Zuerst fegte Sabine über das Land hinweg. Sie gab uns einen Tag Schulfrei (oder Sturmfrei) und einen Baum, der den Schulweg versperrte. In Völkersweiler flog ein Trampolin auf die Hauptstraße. Der Baum wurde entfernt (Schade eigentlich), das entflohene Trampolin ist hoffentlich zu seinen Besitzern zurückgekehrt.
Und jetzt haben wir schon wieder Schulfrei. Coronaferien.
Aber Achtung, Schulfrei ist nicht gleich Arbeitsfrei. Wer dachte, er könne sich in den nächsten Wochen gemütlich eine mittelalterliche Gewandung nähen, die Herr der Ringe noch mal durchschmökern oder vielleicht den verschlafenen Französisch-Stoff der letzten Wochen nachholen, hat sich geschnitten. Viele Lehrer sind grade zu optimistisch, wenn es darum geht unsere Zeit zu füllen. Nachdem die meisten sich in Moodle einloggen können, geben manche Leute mehr auf, als sie im Unterricht durchgearbeitet hätten. (Das trifft natürlich nicht für alle zu.) Manch einer wünscht sich schon zurück in die Schule. Andere haben weniger Hausaufgaben (die haben die richtigen Lehrer erwischt) und sorgt sich, um ältere Verwandte.
Das Leben steht beinahe still. Vor uns erhebt sich drohend der Virus Corona. Was soll man da noch tun, außer sich um Hygiene zu kümmern und Menschen zu meiden?
Hannah, 20.03.2020