Letztens kam eine Lehrkraft in den Unterricht. „In einer siebten Klasse wurde gerade der zehnte positive Coronafall getestet“, begrüßte sie uns.
Entschuldigung, aber: Wtf?
Zehn? In einer Klasse? Obwohl ein Großteil der Schüler:innen am Tga geimpft - mache sogar geboostert - sind? Natürlich reagierten wir entsetzt. Unsere Lehrkraft lachte darüber.
Vielleicht war es ein Lachen über unsere Naivität, die Art, wie wir unser Entsetzen zeigen. Vielleicht war es ein Lachen, weil man ansonsten heulen würde.
Warum waren wir so entsetzt? Die Omikron-Variante soll besonders ansteckend sein, da ist es doch wahrscheinlich, dass unsere Schule auch drankommt.
Wir waren entsetzt, weil wir keine Ahnung hatten, dass es zuvor neun Fälle in dieser einen Klasse gab. Entsetzt, weil uns sonst niemand etwas sagte.
Wie erfahren wir von Coronafällen an unserer Schule? Durch Gerüchte, durch einen unbedachten Kommentar der Lehrkräfte und indem wir Gesprächen lauschen, die nicht für unsere Ohren bestimmt sind.
Manchmal werden Schüler:innen, die im Unterricht neben einer positiv getesteten Person sitzen, nicht benachrichtigt. Weil sie geimpft sind. (Kurzer Schock: Impfen hilft enorm, aber auch Geimpfte sind nicht 100% sicher.) Wenn den Betroffenen das Gerücht, diese und diese Person sei positiv, zugetragen wird, erschrecken sie furchtbar und gehen sich erst einmal testen.
Unwichtige Dinge, wie diese Lehrkräfte sind jetzt zusammen oder diese:r Schüler:in steht auf diese:n Schüler:in, dürfen gerne per Gerücht verbreitet werden. Corona hingegen ist etwas Wichtiges. Etwas, dass uns alle betrifft – Geimpfte und Ungeimpfte, Schüler:in und Lehrkraft. Und ich finde, wir haben das Recht, zu wissen, wie viele Coronafälle es an unserer Schule gibt.
Ich verlange nicht nach Namen. Ich möchte noch nicht einmal wissen, ob die positiven Schüler:innen a, b oder c sind. (Das würde sowieso nicht mit dem Datenschutz übereinstimmen.) Ich möchte einfach nur eine Zahl und eine Stufe. 10 in der siebten Stufe. 2 in der MSS 12. So was in der Art.
Irgendwie kommt dieses Wissen ja doch an die Schüler:innen. In Fetzen, Gerüchten und Halbwahrheiten. Und meinen Sie, liebe Lehrkraft, nicht, dass es im Falle Corona schon genug Gerüchte gibt? Ich sage nur Coronaleugner, Querdenker und Pferdeentwurmungsmittel.
Wir wissen, dass es ernst ist. Wir haben Lockdowns überstanden. Wir bemerken, dass häufiger getestet wird. Wir würden gerne wissen, wie ernst es ist. Nicht auf einer Skala von keine-Masken-im-Unterricht bis Schulschließung mit dem extra Punkt Weltuntergang (obwohl das auch schon etwas wäre), sondern in Coronafällen an unserer Schule. Geben Sie uns Zahlen und lassen Sie uns nicht länger im Unwissen.
Dann wären wir bei oben erwähntem Satz auch nicht so entsetzt gewesen.
PS: An die Lehrkraft – ich hoffe, Sie wissen, wer Sie sind – die versuchte, eine Klasse nach zwei positiv getesteten Klassenkamerad:innen zu beschwichtigen, indem sie behauptete, Corona sei ja nicht tödlich und man müsse sich keine Sorgen machen.
Ähm… doch. Corona ist tödlich. Und zwar schon seit über zwei Jahren. Seit Anfang der Pandemie sterben massenhaft Leute an Corona. Wieso, denken Sie, tragen wir Masken? Wieso hatten wir Lockdowns? Wieso tun wir das alles?
Diese Fragen waren allesamt rhetorisch – sie benötigen keine Antwort. Ich gebe trotzdem eine:
Weil Corona tödlich ist. Punkt.
04.02.2022 Hannah