Neuscharfeneck. Eine Burg, die sich im Bauernkrieg sechzehn Kanonen anschaffte. Sechzehn! Und dann vergasen sie, sich Pulver zu beschaffen. Zu allem Überfluss wollte Landau der Burg keines abgeben – sie brauchten es ja selbst. Also handelte man einen Friedensvertrag mit den wütenden Bauern aus: Die Burg würde sich ergeben, dafür durfte sie nicht zerstört werden.
Nun, die Herren Burg Scharfenecks hatten vielleicht vergessen Pulver zu kaufen, aber an Wein fehlte es ihnen nicht. Die wütenden Bauern entschieden spontan, ihren Sieg zu feiern, indem sie sich so richtig betranken. Daraufhin fiel einer von einer hohen Mauer – wahrscheinlich hatte er sich erleichtern wollen. An sich nichts Außergewöhnliches, ungewöhnlich war, dass dieser Bauer überlebte. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht: Gott ist mit uns! Er hat uns überleben lassen! Und was tut man, wenn Gott mit einem ist? Man brennt eine Burg ab. Was auch sonst?
Doch Burg Scharfeneck wurde wieder erbaut. Daher auch das Neu im Namen.
Neuscharfeneck. Eine Burg, auf der einst gestritten wurde, wer denn an der Schwangerschaft einer Magd schuld sei. Der Burgherr oder ein Knecht? Der Burgherr hatte physisch nichts mit der Schwangerschaft zu tun. Der Knecht jedoch behauptete felsenfest, hätte der Burgherr ihn nicht im selben Zimmer mit der Magd schlafen lassen (obwohl sie nicht verheiratet waren), hätte er niemals ein Kind mit ihr gezeugt.
Neuscharfeneck. Eine Burg, die zerfällt. Seit dem 2. Oktober ist die Burgruine für Besucher gesperrt. Sie sei nicht mehr sicher. Das Geld des Scharfeneck-Vereins wird wahrscheinlich nicht ausreichen, um die Ruine komplett abzusichern. Bleibt sie also weiterhin gesperrt? Werden wir vielleicht nie wieder durch die ganze Ruine wandern und uns an der rauen Schönheit dieser einzigartigen Burg erfreuen? Wenn in Eußertal ein Lüftchen geht, tobt auf Neuscharfeneck schon beinahe ein Sturm. Am letzten Tag des Denkmals regnete es, doch Nebel hatte sich um die Ruine ausgebreitet und ließ das Geheimnisvolle ans Licht treten. Ich leugne nicht, dass es kalt war. Selbst mit dickem Umhang aus Wolle und mittelalterlicher Gugel hat man (zumindest nach einer Weile) gefroren. Und doch war es wunderschön und einzigartig. Erfüllt von mittelalterlicher Musik, dem Duft der Wälder und den Flammen eines Lagerfeuers, die Art wie der Wind an einem zog, der Tau auf den Blättern.
Im Mittelalter legte man auf Neuscharfeneck einen Kräutergarten an. Noch immer wachsen Kräuter dort. Ihre violetten Blüten haben mittlerweile die Burgmauern erobert. Unscheinbar wachsen sie, wo auch immer man sie sucht. Sie haben die Jahrhunderte überdauert. Wäre es nicht schön, wenn Neuscharfeneck ebenfalls bestehen bleiben könnte?
Hannah 29.11.2019
Bildquelle: https://burgen-pfalz.com/burgenkatalog/neuscharfeneck/