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Über das Ende des Daseins

Lesezeit: 4 Minuten;

 

Schon seit Ewigkeiten beschäftigt sich der Mensch mit seinem Tod, dem Ende seines Lebens. Wir wissen nicht, was genau nach dem Tod kommt. Durch unsere Neugier entstehen allerdings immer weitere Varianten, wie es nach dem Tod weitergehen könnte. Ganze Religionen haben sich dieser Frage gewidmet. Ob ins Paradies oder als neugeborenes Tier, nach dem Leben geht es immer irgendwie weiter. Ein schöner Gedanke. Die Frage ist: Stimmt das?

Werden wir nach dem Tod irgendwo eine weitere Bestimmung haben oder trösten wir uns mit dieser Vorstellung?

Stellt man sich die Frage, was beim Tod passiert, scheint es ganz einfach. Das Herz hört auf zu schlagen, die Lunge auf zu atmen und das Gehirn hört auf zu denken. Und genau an diesem Punkt setzen wir an, am Gehirn. Es bestimmt alles. Ob unser Handeln, unsere Körperfunktion oder unsere Hormone. Das Gehirn ist das zentrale und wichtigste Körperteil von uns, denn es macht uns aus. Es ist der Garant für unsere Existenz. Wenn man nun davon ausgeht, dass das Gehirn genau das ist, der Garant für unsere Existenz, kommt man nicht zu dem gleichen Schluss wie Religionen oder andere.

 

So endet die Existenz des Einzelnen dann, wenn das Gehirn den Geist aufgibt. Nichts mit danach noch ins Paradies oder als neues Lebewesen zurück auf die Erde, dann ist Schluss.

Es ensteht eine These: Existenz endet nach dem Tod. Es folgt Nicht-Existenz.

 

Ausgehend von dieser Vermutung kann man anders auf sein Leben blicken, denn jede Sekunde, Minute, Stunde, jeder Tag, ist wertvoll. Ausruhen ist nur Verschwendung der Lebenszeit.

Andererseits kann man nach dem Ende wohl auch nicht mehr über die verpasste Lebenszeit nachdenken.

 

Einen anderen Blick auf sein Ende zu haben, das kann uns auch diese These lehren. Wäre es nicht schön, wenn wir, da wir nach dem Tod sowieso nicht mehr existieren, unseren eigenen Tod selbst bestimmen? Bestimmen, wann man das Privileg zu leben, eben beendet? Zum Beispiel bei der Diagnose einer unheilbaren Krankheit. Man könnte festlegen, dass man vor dem Einsetzen von Schmerzen oder Leiden sein Leben beendet und die Zeit davor nochmal richtig genießt. Diese Idee greift auch die aktive Sterbehilfe auf, die in Deutschland nicht erlaubt ist.

 

Wir halten fest: Kontrolle übers eigene Leben, über die eigene Existenz ist Macht. Macht, uns als Mensch selbst zu kontrollieren.

 

Der Blick von der These aufs Beenden anderer Leben ist so auch interessant.

Denn es wird bedenklich, wenn diese Kontrolle nicht beim eigenen Leben halt macht, sondern auf andere übergeht. Wenn Menschen die Macht haben, die Existenz anderer zu bestimmen. Es ist schließlich eine Waffe, wenn man die Existenz von einer Person beenden kann, wenn diese dies nicht möchte. Könnte sich durch das Vertrauen auf diese These die Haltung der Mörder in Bezug auf das Töten anderer verändern?

 

Töten für einen selbst zu rechtfertigen, wäre aus dem Blick der These mit mehr Bedeutung versehen. Das Gewissen des Einzelnen würde dadurch stärker belastet werden, wenn dieser weiß, dass, wenn er den nächsten Schuss abfeuert, er eine Exitenz auslöscht. Unwiderruflich.

Würden Soldaten im Krieg unter dieser Betrachtung auch schießen oder die Waffe niederlegen?

Der Nachteil — Macht bleibt Macht. Die Macht, ein anderes Leben beenden zu können, ist und bleibt etwas, was es nicht geben sollte.

 

Existenz wird zu Nicht-Existenz, ist das die Realität? Wir wissen es nicht, aber wir werden es erfahren, spätestens dann, wenn unser Leben verwirkt ist. Oder wir werden es nie erfahren, wenn man dieser These folgt.

 

Lasse


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