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Ich sitze auf der Fensterbank und schaue in die Nacht. Dunkel ist es und kalt, aber ich spüre es kaum, fühle mich leer. In den letzten Monaten ging es mir gut. Ich hatte wieder angefangen zu leben, wo ich doch so lange Zeit nur existiert hatte. Von Anfang an war es klar, dass es nicht so bleiben würde, dass sie jederzeit zurückkommen könnten.
Diese Dunkelheit, die mich wieder in die Tiefe zerrt.
Ich schließe die Augen, versuche den Erinnerungen zu entkommen, aber ich weiß, ich bin machtlos gegen sie. Wie dunkle Schatten reißen sie mich mit, zerstören alles was mich glücklich macht, nehmen mir die Träume und Hoffnungen, bis nichts mehr zurückbleibt, was das Leben lebenswert machen würde.
Mein Blick bleibt an der Feuertreppe hängen. ,,Nein!" denke ich. ,,Bitte nicht!" Aber meine Sinne entgleiten mir. Mit einem Mal bin ich auf dem Dach. Wind zerrt an meinen Haaren, Regen peitscht mir ins Gesicht. Ich stehe nahe am Abgrund. Zu nahe, so dass ich Angst bekomme. Angst vor meinen Taten, Angst wieder in dieses Loch zu fallen und dieses Mal nicht lebendig heraus zufinden.
Der Wind wird immer stärker, Böen zerren an mir, scheinen mich zu rufen. Ich verliere das Gleichgewicht, das Dach fängt mich auf. Mit den Fingern streiche ich über die rauen, nassen Ziegeln.
Vielleicht sollte ich es beenden, all die Leiden und Schmerzen, sollte endlich gehen und mir eingestehen, dass diese Welt nicht für mich gemacht wurde. Aber das würde bedeuten, aufzugeben. Umsonst gekämpft zu haben. Die Dunkelheit gewinnen zu lassen. Und das will ich nicht.
Vorsichtig bewege ich mich weiter auf die Leiter zu, das Dach ist klitschnass und rutschig. Irgendwie schaffe ich es. Meine Hände klammern sich um die dünnen Metallstreben.
Unter mir geht es weit nach unten. Sehr weit. Ich habe Angst, was mir schmerzlich bewusst wird. Ich habe Angst vor mir selbst. Und noch etwas fällt mir auf: Es ist nicht die Angst, dass ich falle, sondern die Angst, dass ich springe.
Es ist viel weniger gruselig durch fremde Einwirkung zu sterben, als wenn man es selbst ist. Wenn man nicht mal sich selbst vertrauen kann, wenn man sich selbst zum größten Feind wird. Andere kann man bekämpfen, aber erst einen Teil von sich zu töten, um den Rest zu retten, ist beinahe unmöglich.
Ich bin bereit zu kämpfen. Gegen die Dunkelheit, gegen die Schatten und letztendlich gegen mich.
Frida
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