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Eigentlich hätte ich jetzt hunderte andere Dinge zu tun. Ich muss noch ein Referat vorbereiten, für eine HÜ lernen und Hausaufgaben machen.
Stattdessen sitze ich hier und schreibe diesen Artikel, der den zweiten Teil zu einem Artikel darstellt, den ich vor gefühlten Ewigkeiten geschrieben habe, und zu dem ich für die geringe Reichweite unserer Schülerzeitung überraschend viele positive Kommentare erhalten habe.
Als ich also beim Scrollen durch unsere Seite wieder bei diesem Artikel steckengeblieben bin, dachte ich mir: Wieso nicht einen Teil 2 schreiben, obwohl ich so viele andere Dinge zu tun hätte?
Um fair zu sein: Ich habe nur noch so viel zu tun, weil ich dies heute Mittag nicht erledigt habe, da ich lieber einen Film fertiggeschaut habe. Und vorher noch AG hatte, weshalb ich später heimgekommen bin. Das alles sind Entscheidungen, die ich getroffen habe, die dazu geführt haben, dass ich jetzt, wo ich nicht mal mehr eine Stunde habe, bis ich gerne schlafen gehen würde, alles tun muss, was ich den Rest vom Tag nicht erledigt habe — und trotzdem diesen Artikel schreibe, nach dem niemand gefragt hat und bei dem ich noch immer nicht zum Punkt gekommen bin.
Also: Motivation. Warum kann ich nicht einfach Dinge tun, die getan werden müssen, sondern lenke mich durch andere Sachen ab? Klar, weil diese mehr Spaß machen. Oder weniger Energie erfordern. Leben ist hart. Alles immer unter Kontrolle haben. Vielleicht geht es nicht allen so, aber manchmal wünsche ich mir eine Pause, in der ich einfach alles ignoriere, was ich noch machen muss; stattdessen meine Kopfhörer anziehe, Musik aufdrehe und etwas schreibe oder Videos schaue oder am Handy spiele. Irgendetwas, das nicht all meine Konzentration benötigt. Manchmal kritzele ich auch irgendetwas in mein Skizzenbuch, aber da ich nicht die Energie dazu habe, etwas Schönes zu kreieren, was mir dann von Anfang an klar ist, habe ich darauf auch oft keine Lust, weil ich am Ende wieder enttäuscht darüber bin, dass aus diesen wild hingemalten Strichen kein Kunstwerk entstanden ist.
Keine Ahnung.
Anyway, worüber ich eigentlich schreiben wollte, bevor ich eine Abhandlung über mein Leben gegeben habe: Motivation zu finden ist hart, in einem Leben, das einem Tag für Tag alles abverlangt. Und manchmal fragt man sich auch, wieso man sich die Mühe machen sollte. Warum denn Hausaufgaben machen, wenn man auch einen Film schauen kann? Warum eine Geschichte schreiben, wenn man auch Handy spielen kann? Dazu muss ich mich nicht motivieren. Das macht mir Spaß - und Hausaufgaben eben nicht - und immerhin haben wir nur ein Leben, und warum sollte ich meine kostbare Zeit damit verschwenden, Dinge zu tun, die mir sowieso keinen Spaß machen?
Gute Fragen. Aber die offensichtliche Antwort ist eben, in die Zukunft zu schauen und sich zu fragen, ob die Entscheidungen, die wir jetzt treffen, uns nicht später einholen und unser Leben zur Hölle machen. Aber natürlich hilft das auch alles nichts. Wer kennt es denn nicht, wenn man in den Ferien noch irgendwelche Schulsachen machen muss, sei es eine Präsentation, das Fertigstellen eines Kunstprojekts, oder auch einfach Lernen, am besten gleich alles zusammen, und dann an den letzten zwei Tagen dasitzt und sich innerlich dafür verflucht, das Zeug nicht vorher gemacht zu haben. Mir geht es zumindest manchmal so.
Klar, in den Ferien findet sich oft auch einfach keine Zeit, aber trotzdem gibt es Momente, in denen man vielleicht etwas für die Schule hätte machen können.
Aber seien wir mal ehrlich, solange man das Zeug irgendwann irgendwie halbwegs gut fertiggestellt hat, ist es doch auch egal, wann das jetzt passiert ist. Schließlich macht Schule nicht unser
ganzes Leben aus und es ist auch okay, in einem Projekt mal nicht so super abzuschneiden. Danach fragt eh in fünf Jahren niemand mehr. Ob die Arbeit jetzt eine zwei oder eine drei ist, wird
meinen Abi-Schnitt jetzt auch nicht verändern. Also vielleicht sollten wir uns auch einfach nicht so viel Stress machen und die Dinge, die uns Spaß machen, nicht aus den Augen verlieren. Seit der
Kursarbeitsphase, die nach den Herbstferien angefangen hat, habe ich viel zu oft den Satz gehört „Ich habe das Gefühl, ich lebe nur noch für die Schule.“ Das muss nicht sein. Ich meine, ja,
Schule ist wichtig und manche müssen mehr auf ihre Noten achten als andere oder mehr lernen, aber nach dem Abi wird es ja nicht besser. Zwar machen viele erst mal ein Auslandsjahr oder jobben,
aber wenn man sich dazu entschließt, irgendwann an die Uni zu gehen, wird es da nur noch viel mehr mit dem Lernen.
Das Leben wartet ja leider nicht auf uns. Also werde ich jetzt einfach lernen, die mittelmäßigen Noten in Kauf zu nehmen, wenn ich weiß, dass ich anstatt zu lernen etwas gemacht habe, was mir
wirklich Spaß gemacht hat. Und damit meine ich nicht, am Handy zu spielen oder unmotiviert Striche zu kritzeln, sondern zum Beispiel mich mit Freund:innen zu treffen oder ein Buch zu lesen oder
mein Zimmer umzugestalten oder rauszugehen.
Denn ja, Schule ist wichtig, und ja, unser Abi wirkt sich darauf aus, welche Studiengänge wir in Zukunft absolvieren können. Aber du kannst auch ohne 1,0-Schnitt Medizin studieren. Und für die
meisten von uns zählen die Noten eh noch nicht fürs Abi. Dann strengt man sich halt ab der Oberstufe ein bisschen mehr an. In der siebten Klasse einmal eine sechs in Mathe — egal. Solange man
versucht, das Thema halbwegs nachzuarbeiten, und es schafft, versetzt zu werden, interessiert das bald keinen mehr.
Dieser Artikel ist irgendwie von seinem zentralen Thema abgewichen.
Ich hoffe, die Botschaft bleibt trotzdem hängen.
Julia
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