Lesezeit: 5 Minuten;
"Wissen ist Macht". Dieser Spruch geht laut Wikipedia auf den Philosophen Francis Bacon zurück [Q1]. Ich frage mich: Ist das so? Natürlich, wenn ich weiß wie ich koche, gut einkaufe oder wie ich meine Steuererklärung schreibe, komme ich wahrscheinlich besser durchs Leben als Menschen, die dieses Wissen nicht haben. Aber ist das Macht? Welche Macht soll es denn sein? Die Macht über das eigene Leben zu bestimmen oder die Macht überhaupt zu leben? Ich würde nicht sagen, dass das Macht ist. Eine häufige Definition von Macht ist jene: "...eine oder mehrere Personen zu einem bestimmten Denken und/oder Verhalten zu führen."[Q2]. Bekommt man das hin, wenn man seine Steuererklärung schreiben kann? Ich denke nicht.
Ist vielleicht das Wissen gemeint, das uns in der Schule beigebracht wird? Also zumindenst durch die p-q-Formel oder eine Gedichtsanalyse werde ich nicht unbedingt das Denken oder Handeln einer Person beeinflussen.
Die höchste Chance sehe ich viel mehr bei Wissen über Sachverhalte, die man anderen erklärt um dann das Leben derjenigen zu beeinflussen. Zum Beispiel, warum man Mehrfachsteckdosen vielleicht nicht irgendwo in die letzte Ecke klemmt.
Ich finde Wissen ist Macht, wenn man weiß, wie man Leute beeinflusst. Ein Beispiel dafür ist die Werbe-Branche. Sie weiß, unser Gehirn gezielt zu triggern und zu verführen. Sie hat unglaubliche Macht über uns. Auch Gesetze haben unglaubliche Macht und besonders die Menschen, die diese Gesetze vereinbaren. Auf diese Gruppen trifft dieses Zitat zu, außer ihnen fehlt eine der wichtigsten Komponenten.
Warum habe ich jetzt diese Überschrift gewählt? Mein Antwort: Ganz einfach, Wissen ist nicht Macht. Wissen wird erst dann Macht, wenn man es anwenden kann. Früher mag es so gewesen sein, dass wenn man Lesen konnte oder bestimmtes Wissen hatte, das viele nicht hatten, dann hatte man Macht.
Nützt es einem heute, wenn man unglaublich viel weiß? Nicht unbedingt. Der fehlende Faktor ist, ob derjenige, der so viel weiß, sein Wissen auch anwenden kann. Wenn ein Mathematiker keine Arbeit findet, hat er auch keine Macht. So hart ist das. Also reicht Wissen allein nicht aus, um Macht zu besitzen.
Nun ist das aber alles egal, denn Wissen ist nutzlos, wenn man kein Geld hat. Nur durch gute Finanzen lässt sich Wissen verbreiten und nutzen. Übertragen heißt das: Nur wenn du Geld hast, kannst du gut forschen.
Schließlich bringt uns das zu einem Problem, Wissenschaft hat keine Macht außer mit Geld, aber Geld haben meist Menschen ohne wissenschaftliches Interesse. Warum ist das so?
Vererbungen von Geld sind der Grund. Das Geld sucht sich schließlich nicht die Wissenden sondern die Verwandten. Ausgeprägt ist dieses Problem natürlich dadurch, dass in vielen Ländern hohe Vererbungen nur wenig oder gar nicht besteuert werden.
Nicht ohne Grund besitzen 1.1 Prozent der Weltbevölkerung 45.8 Prozent des Geldes in der Welt [Q3]. Und dieses Geld fließt so gar nicht in irgendwelche allgemeinen wissenschaftliche Erkenntnisse.
Preisfrage: Wer kann mehr erreichen, die Zuckerindustrie, mit ihren Investoren oder Wissenschaftler, die herausgefunden haben wie schädlich Zucker für uns Menschen ist?
Richtig! Die Zuckerindustrie! Applaus, Applaus. Traurig, dass das so ist.
Denn dieses Prinzip bringt uns nicht weiter. Menschen ist schließlich ihr Geld wichtiger als die Existenz anderer Menschen. Ein gutes Besipiel unter vielen ist die Klimakrise. Wir wissen, dass wir sie minimieren müssen, aber der finanzstarken Ölindustrie ist das egal. Und durch das Geld haben sie Einfluss auf die Politik.
Wissen ist keine Macht mehr. Diesen Status hat Wissen veroren, als es zum Allgemeingut wurde. Jetzt wurde Wissen durch Geld ersetzt. Einer Ressource, die nicht unbedingt erarbeitet werden muss und die so viel möglich macht. Statt das notwendige Wissenschaften gefördert werden, wird Geld in eigene Hobbys gesteckt oder in das Konsumleben. Das Geld und somit auch Macht werden leichtsinnig aus dem Fenster geworfen, weil man davon eh genug hat.
Der Spruch "Wissen ist Macht" ist fast endgültig zurückgetreten. Denn "Geld macht [mehr]".
Lasse
Quellenverzeichnis:
[Q1] https://de.wikipedia.org/wiki/Wissen_ist_Macht Letzter Zugriff: 19.9.2024
[Q2] https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/macht/9039 Letzter Zugriff: 19.9.2024
[Q3] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/384680/umfrage/verteilung-des-reichtums-auf-der-welt/ Letzter Zugriff: 19.9.2024
Das könnte euch auch interresieren:
Kommentar schreiben
. (Sonntag, 22 September 2024 08:23)
Wenn du schon ansprichst, dass früher Wissen Macht war, wenn man in die Schule gehen konnte, was zu der Zeit nicht selbstverständlich war, würde ich sagen, dass vor allem in Ländern, in denen es nicht selbstverständlich ist, dass Kinder zur Schule gehen, deine Aussage nicht zutrifft. Wenn du dort eine gute Schulbildung hast, kannst du an eine Universität gehen und einen guten Job bekommen, was viele anderen Menschen dort nicht können. Dabei ist Wissen Macht. Also wäre es eher korrekter, deine Schlussfolgerung auf unsere Gesellschaft zu beziehen und nicht auf die Welt im Allgemeinen.
Lasse (Sonntag, 22 September 2024 17:11)
Vollkommend zutreffend.