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Interview mit Herr Lang

Lesezeit: 8 Minuten;

 

H: Wieso sind Sie Pfarrer geworden ?

 

Herr Lang: Ich wollte einen Beruf, bei dem ich das Gefühl habe was Sinnvolles tun zu können, ich wollte ein Studium, bei dem es philosophisch zugeht und als Philosoph wäre ich Taxifahrer geworden vermutlich. Aber als Pfarrer habe ich zumindest mal ein ganz auskömmliches Einkommen.

 

S: Wie kamen Sie an unsere Schule und wieso?

 

Herr Lang: Ich glaube, das lag daran, dass es bei den Relilehrern Krankheiten gab und dass es da auch eine Schwangerschaft gab, wenn ich mich richtig erinnere und weil wir als Pfarrer sowieso an Schulen unterrichten sollen. Und weil ich in Annweiler wohne. Dann hat mich der Schulleiter gefragt, ob ich nicht Lust hätte und ich hatte Lust.

 

H: Welche Aufgaben hat man als Pfarrer?

 

Herr Lang: Ganz unterschiedliche. Von Beerdigungen begleiten über Trauungen, Taufen bis hin zu Verwaltungsaufgaben, Gebäude renovieren…

 

S: Welche Aufgaben haben Sie an unserer Schule?

 

Herr Lang: Religionsunterricht zu geben in der siebten und in der neunten Klasse, bei Adventsandachten habe ich mitgearbeitet.

 

H: Was sind Sie lieber, Pfarrer oder Lehrer?

 

Herr Lang: Ich finde beides gut. Wenn ich mir jetzt vorstellen müsste, dass ich jeden Tag an der Schule wäre und dass ich  jeden Morgen kurz vor acht hier sein müsste, dann finde ich meinen aktuellen Stundenplan deutlich angenehmer, wenn es dann erst um halb zehn oder zwanzig nach zehn losgeht.

 

S: Was mögen Sie besonders an unserer Schule?

 

Herr Lang: Ich finde, es ist eine sehr schöne Atmosphäre in der Schule, also man fühlt sich hier wohl.

 

H: Würden Sie ihren Schüler:innen auch dazu raten, Pfarrer:in zu werden?

 

Herr Lang: Auf jeden Fall. Ich glaube sowohl als Lehrer / als Lehrerin als auch als Pfarrer / Pfarrerin hat man ganz viel Freiheit. Man kann ganz viel tun, auf das man Lust hat und man kann ganz viel tun. Man kann mit seinem Beruf Hobbys verbinden. Zum Beispiel mein ehemaliger Mentor, der klettert gerne, der ist im Alpenverein tätig und macht  Freizeiten für seine Kirchengemeinde. Ich war mit ihm auf Skifahrt, weil er ein sehr guter Skifahrer ist und dann gabs halt eine Winterfreizeit, so gibt's halt Synergien. Ich glaube, dass das auch in der Schule gut möglich ist.

 

S: Wie lange arbeiten Sie bereits an unserer Schule?

 

 Herr Lang: Ich bin jetzt im zweiten Jahr.

 

H: Sie machen auch die Konfirmation mit einigen Schülerinnen und Schülern unserer Schule. Was macht man im Konfirmationsunterricht?

 

Herr Lang: Grundsätzlich geht es darum, dass die Konfis vorbereitet werden sollen auf ihren Konfirmationsgottesdienst. Da  gibt es Inhalte die man zusammen bespricht, Grundlegendes zum christlichen Glauben, und es werden mehrere  Gottesdienste vorbereitet. Der Abschluss ist dann, dass der eigene Konfirmationsgottesdienst selbst vorbereitet  wird von den Konfis, mit Gebeten, mit der Predigt, mit allem, was dazu gehört.

 

S: Wie würden Sie sich selbst als Lehrkraft einschätzen, welche Benotung würden sie sich selbst geben und warum?

 

Herr Lang: Also im Schnitt ist es bestimmt eine zwei, es gibt aber Tage, die sind schlechter und es gibt Tage, die sind besser.

 

H: Was würden Sie gerne an der evangelischen Kirche verändern ?

 

Herr Lang: Ich glaube, dass unser Fokus im Moment bei älteren Menschen liegt. Das liegt daran, dass die in der Regel  kommen und dass man da zu wenig verändern muss, weil das, was aktuell ist, das läuft bei Älteren und ich glaube, dass zu wenig Energie und zu wenig Geld eingesetzt wird und gesteckt wird in Arbeit mit Jüngeren.

 

S: Was verbindet Sie mit unserer Schule?

 

Herr Lang: Zum einen die örtliche Nähe, ich wohne ja hier in Annweiler, zum anderen finde ich es ganz gut, dass sich die  Konfis, die in der Konfistunde sind, überschneiden mit vielen Schülerinnen und Schülern.

 

 H: In den letzten Jahren hat die evangelische Kirche viele Mitglieder verloren, wie erklären Sie sich das?

 

Herr Lang: Das Hauptproblem ist, glaube ich, dass wir es nicht geschafft haben, anderen zu sagen, warum wir da sind. Also wir schaffen es nicht zu sagen – und zwar so gut zu sagen, dass es viele verstehen, warum es sinnvoll ist, dass es uns gibt.

 

S: Was hat sich in den letzten Jahren an ihrer Arbeit als Pfarrer am meisten verändert?

 

Herr Lang: Es ist mehr Bürokratie geworden, also es sind mehr Verwaltungsabläufe, die gemacht werden müssen. Es ist nichts, was mir persönlich liegt, es macht mir nicht so viel Spaß. Die Arbeit mit Menschen macht mir mehr Spaß als die Arbeit am Computer.

 

H: Welche Menschen kommen am häufigsten zu Ihnen in die Kirche?

 

Herr Lang: Regulär an einem Sonntagmorgen Ü60, aber insgesamt kommen am meisten Konfis bei mir in die Kirche. Also in absoluten Zahlen sind es am meisten Konfis.

 

S: Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind ?

 

Herr Lang: Eine gute Frage, ich glaube, ich hatte keinen richtigen Berufswunsch. Es gab irgendwann in der Grundschule so   ein Blatt, da habe ich KFZ-Mechatroniker angekreuzt. Aber ob das von mir kam oder von anderen, weiß ich gar nicht mehr.

 

H: Wie wollen Sie mehr Mitglieder für sich gewinnen?

 

Herr Lang: Indem ich versuche, meine Arbeit möglichst gut zu machen, indem ich auch versuche, mit dem aktuellen Konfi Jahrgang, der bald konfirmiert wird, den Jugendraum im Gemeindehaus wieder fit zu machen.

 

S: Haben Sie Wünsche an die Schulgemeinschaft?

 

 Herr Lang: Weiter so, ich finde das sehr gut.

 

H: Denken Sie, dass die evangelische Kirche in Deutschland eine Zukunft hat?

 

Herr Lang: Ich glaube, sie hat eine Zukunft, ich befürchte nur, dass die Zukunft anders wird als das, was früher als Volkskirche bezeichnet wurde.

 

S: Wenn Sie in die Vergangenheit reisen könnten, was würden Sie gerne verändern?

 

Herr Lang: Ich würde den Leuten sagen, baut weniger Kirchen, also wir haben in unserer Kirchengemeinde zu viele Gebäude  und wir stecken zu viel Geld in Gebäude und zu wenig in Personen.

 

S: Was war ihre skurrilste Begegnung bei Ihrer Arbeit als Pfarrer?

 

Herr Lang: In dem ersten Corona Lockdown wurde ich angerufen von einer Religionslehrerin, deren Namen ich vergessen  habe, aber das ist auch nicht so wichtig. Sie hat mich aufgefordert, die Kirche zu öffnen und doch den Protest  zuzulassen gegen alle Corona-Maßnahmen, und dass wir als Kirche doch endlich mal aufwachen sollten. Das fand ich sehr skurril.

 

S: Wie animieren Sie Kinder und Jugendliche dazu, öfter in die Kirche zu kommen?

 

Herr Lang: Ehrlich gesagt mach ich das nicht so gerne, also nicht so viel, aber, also ich mach das aktiv nicht so viel im Sinne  von "Kommt doch mal in die Kirche", sondern ich versuche, Kirche so zu machen, dass im besten Fall diejenigen, die kommen, es anderen weitersagen.

 

S: Gibt es eine wichtige Botschaft, die Sie an die Schülerinnen und Schüler haben?

 

Herr Lang: Lasst euch nicht von einfachen Antworten blenden!

 

Hedy & Sophie

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