Und dann war alles weg. Das rot-orangene Schimmern wurde durch das Siegel verbannt und zurück blieb das hereinbrechende Tageslicht eines sonnigen Herbsttages. Die Last, die fortwährend auf den Schultern des Ritters gelegen hatte, löste sich endgültig, nach all den Jahren. Auch wenn nicht vollständig. In seinen Augen lagen keine Emotionen, er betrachtete einzig und allein den Himmel, in dem nun schon wieder fröhlich die Vögel ihren Pfaden folgten. Die gesamte Atmosphäre war auf einen Schlag ruhig, friedlich, aber zerstört. Die Erde, die kurz zuvor noch als Schlachtfeld gedient hatte, war plattgetrampelt, keine einzige letzte Blume reckte sich der milden Herbstsonne entgegen.
Über seine Wange rollte eine Träne. Eine hübsche junge Frau mit blondem wallenden Haar drehte sich zu ihm um. Sie war trotz des schon recht kalten Herbstwetters nur in ein weißes einfaches Gebetskleid und Sandalen gekleidet. Ihr Lächeln aber war voller Wärme, als sie sich zu Link umdrehte. Mit federnden Schritten rannte sie zu ihm und schlang ihre Arme um seinen Oberkörper und drückte ihren Kopf an seine Brust.
»Link! Ich bin so froh, so froh..«, flüsterte sie in sein blaues Gewand.
Von dem Angesprochenen kam allerdings keine Reaktion, bis jetzt nicht. Das edel beschlagene Schwert, das er bis eben in der Rechten umklammert hielt, fiel zu Boden. Seine Hand
zitterte. Erst seine rechte, dann begann sein gesamter Körper zu beben. Tränen flossen in Strömen über des doch noch jungen Ritters Gesicht, mit blondem, fast schulterlangem
seidigem Haar umrahmt. Das Mädchen umfasste ihn noch fester und streichelte ihm leicht über den Rücken. Seine Knie sackten zusammen, er schlang im selben Moment seine Arme um
die des zierlichen Körpers des Mädchen. Link, wie das Mädchen ihn genannt hatte, hielt diese nun sicher im Arm, hob sie wenige Zentimeter über den Boden. Sie berührte noch
nicht einmal den Boden, so fest und nah lagen sie sich in den Armen. Aus der ruhigen, alltäglichen Atmosphäre einer Weisen, die sie zuvor umgeben hatte, war einer Stille
gewichen. Einer Stille, die nur durch das Schluchzen der Kämpfer durchbrochen ward.
Am Himmel bahnten sich mit der Stille Wolken an, dicke schwere Regenwolken, nicht eines Sieges entsprechend. Eher der erdrückenden Stille der Trauer und dennoch der
Erleichterung.
Mit von Tränen rauer und bebender Stimme sprach Link zu dem Mädchen: »Zelda...«
Zelda erwiderte nichts, sie klammerte sich nur weiter an Link fest, welcher nun wachsam und beruhigter in die tonnenschweren Regenwolken blickte.
Er pfiff.
Ein Hengst, der etwas entfernt im nun hereinbrechenden Regen stand, schritt neben Link.
Es war ein prachtvoller pechschwarzer Hengst. Er kniete würdevoll neben seinem Herren nieder. Link stieg mit Zelda in den Armen auf den Rücken des Tieres. Dieses geriet darauf wieder in Bewegung und schwang sich auf die Hufe. Sein Reiter zog derweil einen Umhang aus einer der Satteltaschen und wickelte Zelda darin ein. Kurz darauf trieb er seinen Hengst an. So galoppierte der Hengst ruhig aber zügig durch die Dunkelheit des Tages. Der
merkwürdigen Dunkelheit, mit einem Mädchen, einer Freundin, seiner lang vermissten Königin.
Ausschnitt des Spiels: »The Legend of Zelda: Breath of the Wild« neu interpretiert
Eliann Welsch
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