Straßenblockaden, mit Tomatensoße beworfene Bilder oder in Farbe getauchte Privat-Jets - alles Aktionen der Letzten Generation. Doch sind diese Aktionen gerechtfertigt oder ist ein solcher Protest illegal? Insgesamt stellt sich die Frage: Wie radikal darf Protest sein? In diesem Artikel findet ihr dazu Meinungen und Erklärungen. Als Beispiel dafür wird hauptsächlich die Letzte Generation gennant, das heißt aber nicht, dass es das einzige Beispiel für radikalen Protest ist. Die Letzte Generation ist in Hinsicht zu radikalem Protest das aktuellste Beispiel und wird deswegen hier aufgeführt.
Um die Frage "Wie radikal darf Protest sein?" zu klären, müssen wir erst einmal die Frage klären "Was ist radikaler Protest?" Ab wann ist ein Protest radikal? Das Wort "radikal" bedeutet hier, laut Duden, mit Rücksichtslosigkeit und Härte vorgehend, durchgeführt. Das heißt, ein Protest ist dann radikal, wenn er mit Gewalt (also Härte) und Rücksichtslosigkeit (z. B. gegenüber der Polizei oder der Bevölkerung) durchgeführt wird.
Demnach sind Proteste wie die der Letzten Generation radikal, da sie beispielsweise bei Straßenblockaden nicht auf die Bevölkerung achten.
So zu protestieren kann illegal sein, ist aber sehr umstritten und muss von einem Gericht einzeln entschieden werden. Allein für Aktivisten der Letzten Generation stehen jeden Tag neue Gerichtsprozesse an, wie auf der ofiziellen Webseite verzeichnet ist.
Die meisten Fälle, bei denen solch umstrittene Protestformen auftreten, sind die des "zivilen Ungehorsams". Der zivile Ungehorsam ist ein Protest, basierend auf Gewissensgründen, die einen Verstoß gegen rechtliche Normen rechtfertigen sollen, um auf sein Ziel aufmerksam zu machen.
In den Prozessen dazu heißt es, "der Zweck heiligt die Mittel". Meistens wird das von den Richtern allerdings nicht gebilligt, denn diese sind solche Prozesse schon gewohnt - auch von Vereinigungen wie der Letzten Generation.
Was meiner Meinung nach traurig an dieser Tatsache ist, ist, dass die Klimakrise in deutschen Gerichten nicht als allgemeiner Notstand anerkannt wird, wobei sie den nächsten Generationen ihre Lebensgrundlage nimmt. Wegen einem generellen Notstand darf man in Deutschland ein gewisses Maß an Straftaten begehen (Beispiel: Ein Mensch darf lebensnotwendige Artikel stehlen, wenn sein körperlicher Zustand so schlecht ist, dass er in nächster Zeit daran sterben könnte).
In Deutschland sind die radikalen Proteste für Klima oder andere Themen nicht beliebt. 81 Prozent der Deutschen bewerten den Protest der Letzten Generation als falsch, 14 Prozent als richtig. Natürlich möchte keiner im Stau stehen und wegen ein paar Menschen, die sich auf die Straße kleben, Termine verpassen. Aber andererseits ist das Thema, für das man protestiert, vielleicht wichtig und wird nicht anders gehört. Wir kreieren ein Meinungsbild über die Frage: Findest du es gut oder schlecht, mit zivilem Ungehorsam für dein Thema zu protestieren, wie die Letzte Generation? Die Namen der Personen wurden, aufgrund von Anonynität, geändert.
Meiner Meinung sollte Protest, soweit es möglich ist, friedlich und nicht radikal ablaufen. Doch oft werden solche Proteste nicht beachtet oder sie bringen keine Veränderungen. Am Beispiel Klimawandel kann man das gut sehen: Auch die friedliche Protestaktion „Fridays for Future“ hat in den Medien Aufmerksamkeit bekommen, aber hauptsächlich, weil viele Schüler:innen dafür die Schule geschwänzt haben und somit gegen die Gesetze verstoßen haben. Nein, ich unterstütze die Letzte Generation nicht in ihrem Tun und ich bin grundsätzlich nicht für radikalen Protest. Doch ich verstehe die Beweggründe der Letzten Generation, und das Traurige ist eben, dass letztendlich radikaler Protest mehr Aufmerksamkeit bekommt als andere Formen des Protests.
Sofie
Meiner Meinung nach sollte Protest nicht radikal sein, da meist aufgrund der Störung der Bevölkerung, diese zum Teil wichtigen Themen in der Gesellschaft unbeliebter werden. Trotzdem kann ich die Themen dahinter und die Intention nachvollziehen, finde aber man sollte lieber politische Mehrheiten bilden und offen und friedlich über diese Themen diskutieren.
Olaf
Meiner Meinung nach sollte Protest auch radikal sein. Ich finde sogar, dass die Strafen für einen friedlichen zivilen Ungehorsam abgeschafft werden sollten, da ein Protest mit zivilem Ungehorsam eher ein Zeichen setzt. Nicht ohne Grund ist es ja das Ziel von Vereinigungen wie der Letzten Generation wachzurütteln. Ich fände es aber auch gut, wenn Themen solcher radikalen Proteste, die eher rechtem Gedankengut zugeordnet sind, bestraft werden sollten, obwohl es natürlich fragwürdig ist, wenn man zwischen den Themen der Proteste unterteilen würde.
Paul
Meiner Meinung nach sollte Protest auch friedlich radikal sein, das heißt ohne Gewalt. Denn solche Demonstrationen gehören für mich zu einer richtigen Demokratie dazu; besonders dadurch, dass sie meist ein aufsehenerregendes Mittel sind, um sein Thema anzusprechen. Ich kann jeden verstehen, der sich auf die Straße klebt oder Ähnliches macht. Ich finde es sogar bemerkenswert, dass man sich bereit erklärt, ein solches Risiko einzugehen. Ich selbst würde es auf jeden Fall tun und denke, dass man bei einer Diskussion, wie der um die Letzte Generation, den Punkt beachten muss, dass wenn sich viele Menschen so stark für ein Thema einsetzen, das Thema berücksichtigt werden muss. Und das nicht mit größeren Strafen gegen Aktivisten.
Rita
Vier Meinungen mit Bezug auf die Letzte Generation. Was meint ihr zu den Fragen. Wie radikal darf Protest sein? Würdet ihr euch auf die Straße kleben? Fragen, die eine Gesellschat spalten können.
Kennengelernt haben wir bisher einen radikalen Protest der Letzten Generation. Aber es geht auch radikaler. Ein Paradebeispiel war 2017 der G20 Gipfel in Hamburg, bei dem an einem Tag 30 Demonstrationen angemeldet wurden und schon überhaupt vor dem Beginn des Gipfels gewaltvolle Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei stattfanden. Hier wurde vom sogennanten "schwarzen Block" Autos angezündet, Straßenblockaden gebaut und mit Steinen auf Polizisten geworfen. Der Protest ging sogar soweit, sodass mehrere Viertel zeitweise von Demonstranten übernommen wurden.
Ähnliches ereignete sich auch bei der Räumung in Lüzerath.
Klar sollte im Endeffekt sein: Radikal zu demonstrieren heißt meistens, gegen das Gesetz zu verstoßen. Auch wenn es nur eine friedliche Demonstration ist.
Und wichtig ist es nicht nur, die Aktionen zu beurteilen, sondern auch deren Thema. Und im Endeffekt stellt sich natürlich die Frage: Warum kommt es soweit, dass Menschen so viel für ihr Thema opfern?
Falls ihr euch auch bei Demonstrationen beteiligen möchtet, würde ich euch raten, nicht radikal anzufangen, sondern erst die friedlichen Möglichkeiten wahrzunehmen. Wichtig ist, sich überhaupt politisch zu engagieren. Angefangen mit jeder einzelnen Stimme bei einer Wahl bis hin zu Demonstrationen, um seine Meinung in die Öffentlichkeit zu tragen. Aber auch Debattenrunden sind manchmal hilfreich, um ein Thema von allen Seiten zu beleuchten.
Und am Ende informiert euch immer über alles, worüber ihr Aussagen macht. Allein bei meinen Recherchen zu der Letzten Generation haben sich so viele Aussagen, die im Volksmund vorhanden sind, als falsch herausgestellt. Unter anderen zum Beispiel der Vorwurf, dass Straßenblockaden der Letzten Generation Leben gefährden, weil der Krankenwagen nicht durchkommt. Dafür hat die Letzte Generation immer eine Rettungsgasse in ihrer Blockade eingebaut. Nicht nur bei der Letzten Generation, sondern auch bei anderen Themen existieren Gerüchte. Auf die leider viele Menschen ihre Meinung gründen.
Ich Danke allen vier Teilnehmer:innen für das Meinungsbild.
Lasse
Quellen:
https://www.youtube.com/watch?v=ooghAmyta30
7.10.23 Spiegel Dokumentation: Letzte Generation 1
https://www.youtube.com/watch?v=NNhUioIg114
7.10.23 Spiegel Dokumentation: Letzte Generation 2
https://www.youtube.com/watch?v=Gev2opFMR1E
7.10.23 Zdf unbubble: 13 Fragen Debatte zum Thema
https://www.youtube.com/watch?v=RuAyQqLofQE&t=238s
7.10.23 Hessenschau: Wie radikal darf Protest sein?
https://www.youtube.com/watch?v=Ld-DOIc3YFA
7.10.23 SWR: Legal, Illegal → Klimaprotest radikal?
https://www.youtube.com/watch?v=M6N8YelMK74
8.10.23 MDR: Inside Letzte Generation
9.10.23 Statista : Aktzeptanz Letzte Generation
https://www.youtube.com/watch?v=oa0uxcoGlvc
10.10.23 ZAPP: Medienhype um Klimaaktivisten
10.10.23 : offizielle Webseite der letzten Generation. (Das Vorschaubild stammt von den Pressebildern)
https://www.youtube.com/watch?v=ojToYs6nCnk
10.10.23 Spiegel: Proteste G20 in Hamburg
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Hannah (Freitag, 03 November 2023 14:09)
Fun Fact: In England haben sich Suffragetten (Leute, die Wahlrecht für Frauen gefordert haben) Anfang des 20ten Jahrhunderts an öffentliche Gebäude gekettet
Am Ende wurde den Forderungen nachgegeben, weil die Frauen im ersten Weltkrieg die Wirtschaft getragen haben, während die Männer kämpfen waren
Hannah (Freitag, 03 November 2023 14:12)
Außerdem sagt es schon viel über unsere Gesellschaft aus, wenn Leute sich an die Straße kleben müssen, um in Sachen Klimaschutz gehört zu werden.
Leni M (Freitag, 24 November 2023 08:16)
Toll geschrieben