Seit langer Zeit kämpft die italienische Stadt Venedig mit dem Hochwasser. Da der Meeresspiegel steigt und der sandige Untergrund jedes Jahr weiter absackt, droht Venedig im Meer zu versinken. Das aufwändige und umstrittene Projekt "Mose" soll die Stadt retten. Venedig kämpft seit Jahrhunderten mit Überschwemmungen und Hochwasser, deshalb wurde bereits im 16. Jahrhundert ein Wasserkomitee gegründet, um die Stadt zu schützen. Das Komitee hatte die Aufgabe, die Versandung der Lagune aufzuhalten. Ein großes Bauprojekt wurde umgesetzt, bei dem Flüsse umgeleitet wurden, um Sand und Schlick davon abzuhalten, in die Lagune gespült zu werden. Wehre und Dämme wurden errichtet, um Venedig vor den Wassermassen der Adria zu schützen. Die Lagune konnte jedoch nicht vollständig vom Meer abgeschottet werden, um den natürlichen Wasseraustausch aufrechtzuerhalten zwischen Meer und Lagune, da dies wichtig für das Ökosystem war. Chemische Abwässer der Industrie werden in die Lagune geleitet, weshalb der Wasseraustausch wichtig ist, um die Lagune nicht zu verseuchen. Die bisherigen Schutzmaßnahmen sind nicht mehr ausreichend, da Klimaforscher zunehmend häufigere und schlimmere Hochwasserereignisse voraussagen. Die Folge könnte sein, dass Venedig in 50 Jahren ein Drittel des Jahres unter Wasser stehen würde. Schuld am Hochwasser ist aber nicht nur der Klimawandel und der damit verbundene Anstieg der Meeresspiegel. Problematisch ist auch, dass der Boden der Inseln, auf denen Venedig erbaut wurde, unter dem gewaltigen Gewicht der Bauwerke nachgibt. In den letzten 100 Jahren ist der Boden insgesamt um 23 Zentimeter gesunken. In den 1960-er Jahren wurde der Boden durch Industrieaktivitäten immer mehr abgesenkt. Grundwasser wurde aus der Lagune abgepumpt, um den Wasserbedarf der Industrie zu decken. Dadurch sank der sandige Boden mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 14 Millimetern pro Jahr. Die Grundwasserentnahme wurde später begrenzt, um den Absinkprozess zu verlangsamen. Heutzutage sinken nur neuere bebaute Gebiete um etwa ein bis zwei Millimeter pro Jahr. Die Wasserverschmutzung hat zu einer Gefahr der Wasserpflanzen in der Lagune ebenso geführt. Wasserpflanzen spielen eine wichtige Rolle für das biologische Gleichgewicht und die Stabilisierung des Bodens. Sie tragen außerdem zur Erosionsbekämpfung und Festigung des Untergrunds bei. Die Abnahme der Wasserpflanzen gefährdet den Erhalt der Sandbänke. Hochwasser tritt vor allem im Herbst und Winter in Venedig auf. Die Pegelsteigerung wird etwa 24 Stunden im Voraus durch meteorologische Beobachtungszentren erkannt. Die Stadtverwaltung informiert die Bevölkerung dann über Zeitungsanzeigen und Schilder an den Anlegestellen. Zuerst wird der Markusplatz und dann andere Teile der Stadt überflutet. Bei Überschreiten der kritischen Marke von 1,10 Metern ertönen Sirenen etwa drei bis vier Stunden im Voraus. Stege werden dann entlang der Altstadt installiert, um den Fußgängern die Nutzung zu ermöglichen. Venezianer schützen sich mit Blechbarrieren und Gummistiefeln und Gehwege werden seit Jahrhunderten schichtweise erhöht, um dem Hochwasser entgegenzuwirken. Zahlreiche Stiftungen und die UNESCO engagieren sich für den Schutz und den Erhalt der Stadt. Das Projekt ,.Mose" wurde entwickelt, um Venedig vor zukünftigen Hochwassern zu schützen. "Mose" besteht aus riesigen Stahlkästen. Die Kästen werden an den drei Eingängen zur Lagune installiert und sollen die Fluten der Adria abhalten. Sie sind fünf Meter dick, 20 Meter breit und bis zu 30 Meter hoch, im Normalzustand verborgen am Meeresgrund. Bei einem Wasserstand von einem Meter über Normalniveau wird Luft in die Kästen gepresst. Dadurch richten sich die Kästen auf und bilden eine künstliche Mauer, die Venedig vom offenen Meer abschirmt. Insgesamt sind 79 dieser Fluttore mit einer Gesamtlänge von anderthalb Kilometern geplant. Das Projekt wurde 1996 genehmigt und die Bauarbeiten begannen 2003. "Mose" ist ein umstrittenes Projekt, Kritiker halten die geschätzten Kosten des Projekts von mindestens sechs Milliarden Euro für viel zu teuer.
Gastbeitrag von Felix
Die Redaktion dankt dem Verfasser dieses Gastbeitrags. Danke Felix. Zudem wollen wir darauf aufmerkam machen, dass jede:r, die:der möchte, einen Gastbeitrag verfassen kann und uns über unsere E-Mail etgas.spickzettel@trifelsgymnasium.schule zukommen lassen kann.
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