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Schritt über den Abgrund

Ich sehe hinab. Weit unter der Brücke ist Wasser. Meine Füße stehen so nahe am Abgrund wie noch nie.

Gedanken schießen mir durch den Kopf.

Würde mich jemand vermissen?

Würde diese Tat jemanden traurig machen?

Würde jemand ernsthaft wegen mir weinen?

Nein. Eine simple Antwort auf meine Fragen und doch der Auslöser für so viel.

Ich sehe auf meine Uhr. 18:47 Uhr. Noch 3 Minuten.

Ich bin nicht traurig, nur enttäuscht über mich selbst.

Enttäuscht über die Taten, die ich begangen, über die Menschen, die ich nie geliebt und über die Momente,

die ich nie gelebt hatte. 

Der Abschiedsbrief liegt auf dem Bett meiner Eltern, ich habe ihnen meine Situation geschildert,

mich bedankt und entschuldigt, versucht ihnen klar zu machen, dass es nicht an ihnen, sondern an mir liegt.

Die Uhr zeigt 18:50 Uhr.

Ich atme tief durch,

schwinge ein Bein über das Geländer,

das andere folgt.

Ich schaue in den Himmel, ins Wasser und auf die Bäume.

Dann springe ich.                                                                                         

 

                                                                                                                                                                 Bücherfreak

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Kommentare: 1
  • #1

    Hope (Dienstag, 12 September 2023 19:59)

    Ich hoffe, dass viele Menschen, die mit solchen Gedanken kämpfen müssen, wieder irgendetwas finden, dass sie zurückzieht, bevor sie den letzten Schritt über den Abgrund machen. Das Leben ist nicht immer schön, aber sterben werden wir früh oder später sowieso. Es einen Ort und eine Zeit geben, für die es sich lohnt, zu leben, auch wenn wir diese jetzt noch nicht sehen können.