Geschichte würfeln

Die Artikelidee kommt eigentlich von meiner Schwester, aber ich setze sie jetzt um. Ich gehe jetzt hier durch unseren Saal, sammle Wörter von den anderen Schülerzeitungsmitglieder und würfele daraus irgendeine Geschichte. Mal sehen, was passiert.

Wörter, die ich erhalten habe: Käfer, Briefkasten, Apfelbaum, Landkarte, Hallo, Sonne, Meer, Insel, Australien, Haus, Baum, Apfel, Koralle, Wolken

Okay... Dann starte ich mal der Reihe nach. Ich bin gespannt, was ich aufschreiben werde.

In ihrer Hand saß ein Käfer. Seine gescheckten Flügel waren angelegt, die haarigen Füße kitzelten sie. Große braune Augen schauten in kleine schwarze. Sie beobachtete ihn genau, hatte keine Angst. Langsam setzte sie sich in das grüne Gras, hielt ihre weichen Hände in die grünen Halme und ließ ihren kleinen Freund ein letztes Mal über ihren Handrücken auf einen Grashalm krabbeln. ,,Machs gut, Kleiner" flüsterte sie, stand auf und lief barfuß über den sandigen Weg zum knallgrünen Briefkasten. Vorsichtig schob sie den rostigen Riegel zurück und öffnete die schmale Tür. Ihre Hände packten einen Stapel Briefe. Gedankenverloren ging sie auf die holzige Terasse und sortierte die Post. Einen Stapel Post an sie, einen anderen an ihre Eltern. Den kleineren Stapel, mit ihrem Namen auf dem Umschlag, lief sie zurück in den Garten. Zu ihrem anderen Freund, dem Apfelbaum. Er war genau so alt wie sie, 15 Jahre. Sie lehnte sich an die grobe Rinde, schloss die Augen. Ihre Finger tauchten ins Gras, fühlten die kalte Erde und die Wurzeln.

Sie öffnete die Augen, sog die Sommerluft auf und ihr Blick fiel auf den Umschlag in ihrer Hand. Sie dreht ihn um und fing an, das graue Papier aufzureißen. Sie zog ein raues Papier heraus. Es war eine kleine Landkarte. Das Papier war alt, sie war wohl nicht mehr aktuell. Komisch, warum war eine Karte an sie adressiert? Verwirrt wendete sie das Papier. Ein geschwungener Schriftzug. Ihre Augen flogen über die Tinte. Hallo Karla, folge dem roten Pfad und du findest zu mir. Eigenartig, die Schrift kam ihr bekannt vor. Erneut schaute sie auf die Landkarte. Sie kniff die Augen zusammen, als die Sonne das Papier reflektierte. Na gut, der rote Pfad. War damit die rötliche Erde gemeint, die unter ihr war? Sie stand auf und lief zurück zur Terasse. Da stoch ihr das Mobilee ins Auge, dass sie als kleines Kind aus bunten Hölzern gefertigt hatte. Dort, an einem roten Holzstück baumelte eine kleine Rolle. Neugierig entrollte sie diese und entdeckte eine Postkarte. Eigenartig. Darauf bedruckt war eine Küste. Ein tiefblaues Meer prägte den Hintergrund. War der weiche Sand auf dem Bild von einer Insel? Was hatte das alles zu bedeuten? Nochmal las sie die Nachricht durch. Diese Schrift... Das gebone g... War das nicht ihre Freundin May? Karla schüttelte den Kopf, sie hatte ihre Freundin nach ihrem Umzug lange nicht mehr gesehen. Wie ein Blitz die Erde traf, erinnerte sie sich an ihre Reise nach Australien, die sie gemeinsam geplant hatten als sie noch klein waren. Jetzt verstand sie, das war eine Einladung, ein Geschenk. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Seufzend machte sie sich wieder auf dem Weg zu ihrem Baum. Entschlossen setzte sie einen Fuß an die Wölbung der Rinde, griff den ersten Ast und zog sich hoch. So saß sie nun im Geäst und ließ ihren Blick über die Landschaft schweifen. Sie erblickte das blaue Haus, ihr Zuhause. Sie seufzte. Bald würde sie diesen Ort verlassen, um mit ihrer Freundin nach Australien zu gehen. Dort würde sie am Strand liegen, neue Kulturen kennenlernen und ins Meer tauchen, um Fische und Korallen zu beobachten. Sie freute sich schon darauf, ein nächster Schritt ins Leben. Eine Veränderung, die auch sie verändern würde.

Wie sehr sie diesen Ort vermissen würde. Ihre Eltern, die Landschaft, die Insekten und ihren Freund, auf dem sie saß. Sie streckte sich, pflückte einen grünroten Apfel und biss kräftig hinein. Saft lief ihre Wangen hinunter und sie musste lächeln. Bald würde sie 16 werden und ein neues Lebensjahr beginnen. So wie eine große Reise in ein fernes Land. Wolken verdeckten die Sonne und verdunkelten den Garten. Karla schloss die Augen und genoss die frische Kühle.

Letta

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