Disclaimer:
Ich schreibe aus der Sicht einer Person, mit dem Wissen, den Erfahrungen und den gesammelten Gerüchten einer Person.
Jede:r wird unsere Fahrt ein wenig anders erlebt haben. Das ist nur ein Bericht von vielen möglichen.
Es ist Samstag der 2te Juli. In einem Doppeldeckerbus hocken um die 60 Schüler:innen der MSS 12 und vier Lehrkräfte. Draußen gibt es schon längst kein Licht mehr. Immerhin ist 11 Uhr abends. Und die Reise nach Italien beginnt.
In einem Bus zu schlafen, ist ungemütlich. Trotzdem, in den Stunden zwischen Abfahrt und Tagesbeginn erwacht man immer wieder, blickt sich um und blickt über ein Meer aus schlafenden Körpern. Immer wieder wird an Tankstellen angehalten, wo Pausen eingelegt werden, Schüler:innen sich die Beine vertreten und die Toiletten nutzen können. Zwischen zwei solcher Tankstellen, wird im Bus ein Käfer eingefangen. Was zuerst für eine Kakerlake gehalten wird, entpuppt sich nach schneller Googlesuche als Bockenkäfer und wird feierlich Bernd Höcke genannt. Bernd Höcke verbringt einige Stunden in einer leeren Kaugummidose (natürlich mit genug Frischluftversorgung). Mitten in der Nacht beschließt das neue Bockenkäfer-Herrchen, dass es dem Käfer in der Dose überhaupt nicht gut geht und er eigentlich seine Freiheit verdient hat. Bernd Höcke wird in die Freiheit entlassen. Er taucht nie wieder auf.
Die Stimmung verändert sich. Von anfänglicher Euphorie zu müder Erschöpfung, die mit dem kommenden Tag schwindet und seltsamen Gesprächen Platz macht, deren Inhalte hier nicht wiedergegeben werden (sie wären zu verstörend).
Ankunft in Florenz, 12 Uhr, sonntags.
Da die Zimmer im Hostel noch nicht bezogen werden können, stopfen wir das Gepäck in die bereits fertigen Zimmer und werden losgeschickt, die Stadt zu erkunden. Es gibt sämtliche Eisdielen, Cafés, Marktstände, Touristenläden, etc. Aber die Architektur ist schön.
Nachdem wir uns in den Zimmer einquartiert haben (es gibt sechser und fünfer Zimmer für die Jungen; fünfer und vierer Zimmer für die Mädchen), geht es in die Boboli-Gärten, die aus einer Mischung aus ansehlichem Grünzeug und ansehlichen Skulpturen bestehen. Die Wege, offen oder von hohen Bäumen gerahmt, sind voller Drehungen und Wendungen, voll offener Plätze und einsamer Ecken.
Abends gibt es dann Essen in unserer Unterkunft. Es ist eher mittelmäßig, aber ich muss die vegetarische Alternative aus Gemüsetalern loben. Und man merkt sofort, dass Nachhaltigkeit ganz groß geschrieben wird. Die Becher bestehen aus dünnem Plastik und werden nach dem Gebrauch weggeschmissen. Ähnlich sieht es mit dem Frühstücksgedeck aus, das aus Papier, den Plastikbechern und Wegwerfbesteck aus Holz besteht.
Was in der ersten Nacht geschah, wird hier nicht wiederholt werden. Trotzdem einige wichtige Stickpunkte: Nachtruhestörung, Hetzjagd durchs Treppenhaus und über Balkone, Flipflops, Strafgeldandrohung und Frau Wutschik, die mitten in der Nacht aus dem Bett gezogen wird, um ihre Schüler:innen zu verteidigen.
Der nächste Tag hingegen verläuft ganz ruhig. Erst eine Stadtführung durch Florenz, danach etwas Freizeit. Nachmittags geht es dann entweder zeichnen in der Stadt oder ins Galileo-Museum, wo die Überreste von Galileos Mittelfinger bestaunt werden. Manche Schüler:innen stellen sogar einen Größenvergleich an. Natürlich gab es im Museum aber auch wissenschaftliche Dinge wie Fernrohre, Globen mit Sternkarten und Bücher, in die Galileo geschrieben hat.
Der Abend ist frei von Zwängen (solang man um Mitternacht wieder in den Zimmern ist). Die Schüler:innen gehen eigenständig essen und gestalten ihr eigenes Programm. Auf der Dachterasse wird
Werwolf gespielt. Anstelle des für Werwolf üblichen Settings Düsterwald, wird Hääschde als von Werwölfen befallenes Dorf eingesetzt. Bürgermeisterreden werden auf Pfälzisch gehalten und mit dem
Versprechen auf Freibier und neue Kneipen gewonnen.
In einem anderen Zimmer wird Bierpong gespielt. Aufgrund der Abwesenheit von alkoholischen Getränken muss Wasser herhalten.
Dienstag geht es weiter. Mit unserem Doppeldeckerbus fahren wir nach Pisa, um den schiefen Turm zu besichtigen, und sausen danach weiter nach Lucca, wo wir erschöpft auf die zweite Stadtführung für diesen Tag warten.
Abends zieht sich ein Großteil der Stufe ins Irish Pub gegenüber des Hostels zurück. Zusammen mit unseren vier Lehrkräften wird getrunken, gelacht und (teilweise) geraucht. Eigentlich sollten wir um Mitternacht wieder in unseren Zimmern sein. Um 1 Uhr morgens schicken die Lehrer:innen langsam alle ins Bett. Ein sehr schöner, entspannter Abend.
Mittwoch beginnt das wahre Drama. Nach einem wunderschönen Tag am Strand (an dem mindestens die Hälfte aller Schüler:innen es geschafft hat, sich Sonnenbrand zu holen), sitzen wir als Stufe in
einem Restaurant und probieren Brot mit Öl. Zwei Schüler essen Oliven. Beide wollen den anderen mit der Anzahl verschlungener Oliven übertrumpfen. Wir fangen an, Google nach den Folgen von
übermäßigem Olivenkonsum zu fragen. Die Gerüchte haben sich schon längst verbreitet.
Unsere Lehrkräfte stehen auf. Sie reden mit dem Restaurantpersonal und bestätigen die Gerüchte: Ein:e Schüler:in wurde positiv auf das Corona Virus getestet. Das Restaurant serviert uns ein
hastiges Abendessen. Trotz Coronafall bleibt es doch einigermaßen locker. Die beiden Schüler von oben verdrücken jeweils um die 60 Oliven.
Zurück im Hostel werden wir auf unsere Zimmer geschickt. Ein Zimmer nach dem anderen wird aufgerufen und muss sich unter Aufsicht unserer Lehrer:innen testen. Irgendwann gehen die Schnelltests aus. Natürlich wird Nachschub besorgt. Trotzdem reicht es nicht für die ganze Stufe. So werden manche, die sehr wenig bis keinen Kontakt zu der positiven Person hatten, nicht getestet.
Es tauchen keine weiteren Coronafälle auf.
Abends versammeln sich Teile der Stufe wieder im Irish Pub um zu Trinken und zu Feiern und zu Leben.
Donnerstag ist Sienna an der Reihe. Allgemein wird diese Stadt als die schönste betrachtet. Wir erfahren, wie die Stadt im Mittelalter reich wurde, wie die Leute dort leben und von dem großen Pferderennen (das an Tierquälerei grenzt).
Es ist der letzte Abend vor der Rückfahrt in die Pfalz. Es wird Werwolf gespielt, im Pub gefeiert, angetrunkene Nachrichten in die Stufen-WhatsApp-Gruppe geschickt...
Der nächste Tag wird erst einmal stressig. In Zehnergruppen sollen wir das Kunstmuseum Accademia in Florenz besuchen. Dummerweise müssen wir vorher auschecken, die Koffer in einem freien Zimmer verstauen (in den Bus können sie noch nicht) und danach noch ein paar Stunden in der heißen, italienischen Stadt totschlagen.
Die Accademia ist voll mit mittelalterlichen Gemälden. Die Highlights bilden Statuen wie "Der Raub der Sabinerinnen" und Michelangelos "David". Herr Braun fotografiert Herrn (David) Hochberg, wie dieser vor der Davidstatue posiert und die Haltung nachahmt.
Danach geht es durch die heiße Stadt. Da wir fürs Abendessen wieder im Hostel verabredet sind, ist es kein Wunder, dass sich zwei Stunden vor ausgemachter Zeit die kühle Hostellobby mit Mitgliedern unserer Stufe füllt.
Das letzte Essen in Florenz ist eher mittelmäßig. Die vegetarische Alternative besteht diesmal vollständig aus Ei.
Um 7 Uhr steigen wir in den Bus, der uns zurück nach Hause bringen wird. Die mit Corona infizierte Person fährt mit Abstand im Bus mit. (Was hätten wir auch sonst tun sollen?) Deshalb gilt für die über zwölf Stunden lange Fahrt auch Maskenpflicht. Kaum jemand hält sich daran.
Der Bus rumpelt durch die Nacht. Kurz darauf sind wir im kühlen Annweiler angekommen. Wir sind mittlerweile die italienische Hitze gewöhnt und fangen sogleich an zu Frieren.
Außerdem ein Lob an unseren Busfahrer Ali, der einen Doppeldeckerbus durch die Toskana manoviert, uns morgens begrüßt und denen, die mit den Koffern geholfen haben, Freibier geschenkt hat.
Was gibt es noch zu erwähnen? Kotze, Bettlacken voller Blut, Trunkenheit, Probleme mit der Security, der Papst Franziskus und Flipflops... lassen wir das mal weg.
Es war allgemein eine sehr schöne Fahrt und ich hoffe, dass sie allen gut im Gedächtnis bleibt. Unterhaltsam, lustig, viel Programm aber auch viel Freizeit. Wir werden noch oft daran zurückdenken und uns über die Zeit in der Toskana freuen.
Es ist seltsam, wieder zurück in Annweiler zu sein, auch, wenn ich das Frühstück in Florenz nicht vermisse.
Hannah
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Froogggggyyyy (Freitag, 15 Juli 2022 18:52)
Mittelmässig ist eine masslose Übertreibung für das Essen im Hotel